0:3Bei der FSV Pivitsheide wird ab sofort Bitter Lemon konsumiert. Das in Massen, nicht in Maßen. Es muss schon ziemlich viel passieren, dass der sonst so kommunikationsfreudige Andree Köhler in den Status der Sprachlosigkeit verfällt. Diese 0:3-Heimpleite sorgt beim Obmann für einen Stimmungsdämpfer. Dass Fußball ein Ergebnis-Sport ist, nicht wie der Eiskunstlauf durch eine B-Note entschieden wird, ist auch ihm bewusst, der in den Grantelzustand abgleitet: „Wir waren die bessere Mannschaft, hatten die besseren Chancen und die gefährlicheren.“ Was ihn kopfschüttelnd zurücklässt: „Und am Ende stehen wir ohne was da.“ Was er meint: Tore und Punkte.Lippe-kick.de Von Henning Klefisch
Dabei spielt der Spielverlauf doch dem Aufsteiger in die Karten. Nach einem gravierenden Foulspiel und einer anschließenden roten Karte muss der TSV Horn ab der 25. Minute mit einem Mann weniger auskommen. Was ist passiert? Nach einem Ballverlust am gegnerischen Strafraum setzt Talha Keles nach, grätscht von hinten, trifft ausschließlich die Beine. Eine vertretbare Entscheidung vom guten Referee Uwe Jahn. Auch TSV-Trainer Thorsten Schmiech hat erkannt, dass dadurch die Hausherren Auftrieb erhalten: „Der FSV hat heute nach der roten Karte seine Chance gewittert und alles reingehauen, was ging.“ Die FSV’ler testen daraufhin munter das Aluminium. Ob Latte oder Pfosten, die Standfestigkeit vom gegnerischen Gehäuse wird einer genaueren Überprüfung unterzogen. „Aber wenn man die Dinger vorne nicht macht, bekommt man sie hinten“, bestraft der Fußball-Gott die kleinen wie großen Sünden. Ab Mitte der ersten Halbzeit schlagen die Horner eiskalt zu. Cihat Keles (65., 90. + 1 Min.) und Hugo Witt (per Eigentor; 67. Min.) bescheren den 3:0-Gäste-Sieg. Beim 1:0 kommt es zum zweiten Ball nach einem Eckball, der auf die linke Seite befördert wird. Von dort aus wird mit ganz viel Nächstenliebe auf den Elfmeterpunkt geflankt, wo Cihat „ Air“ Keles hochsteigt, den Ball oben rechts in den Giebel köpft. Nur 120 Sekunden danach wirft sich FSV-Fänger Witt einen harmlosen Schussversuch aus 25 Metern Torentfernung in das eigene Gehäuse. In der ersten Minute der Nachspielzeit fällt das Tor zum 3:0-Endstand. Cihat Keles zirkelt einen Freistoß aus dem Halbfeld an Freund und Feind vorbei in die lange Ecke. Schmiech ist von der Team-Moral begeistertAndree Köhler zeigt sich letztlich doch noch versöhnt, wenn er sagt: „Von der Einstellung, vom Kämpferischen, vom gesamten Einsatz, kann ich den Jungs absolut keinen Vorwurf machen. Das ist es, was wir für die nächsten Wochen mitnehmen müssen und dann das Glück vor dem Tor mal erzwingen.“ Verständlicherweise ist die Stimmungslage von TSV-Trainer Thorsten Schmiech an einem anderen, dem entgegengesetzten Pol anzusiedeln, diktiert er Lippe-Kick tiefenentspannt in den Notizblock: „Ich bin heute sehr stolz auf die Mannschaft und das ganz sicher nicht ob der tollen fußballerischen Leistung, sondern weil die Jungs nach einer frühen, berechtigten roten Karte das daraus entstandene Kampfspiel exzellent angenommen haben.“ Die Horner scheinen auf dem vierten Rang quasi festzustecken, denn nach oben geht wohl nichts mehr, sprich der attraktive Aufstiegszug wird keinen Halt am Eggestadion einlegen. Dass dennoch mit so viel Herzblut gespielt wird, ist für Schmiech ein Indiz für die enorme Charakterstärke seiner Schützlinge: „Obwohl es für uns ja nicht um so viel geht, haben die Jungs 90 Minuten voll dagegenhalten und am Ende vielleicht etwas glücklich, aber dennoch verdient gewonnen. Wir haben heute mit viel Einsatz, aber auch mit der nötigen Ruhe agiert und auch mit zehn Mann immer deutlich gemacht, dass wir ganz viel Bock haben, das Spiel heute zu gewinnen.“ Trotzdem: Es hat viel gestockt im TSV Horn-Motor. Spielerisch gibt es viele unerfüllte Versprechen, sind oftmals die Laufwege falsch gewählt worden, auch die Feinabstimmung fehlt zwischen den Mannschaftsteilen im Kombinationsspiel. In der folgenden Übungswoche müssen die TSV-Jungs fleißig sein, damit die eigene Performance schöner anzusehen ist. Fazit: Ein ergaunerter Sieg ist das nicht. Dafür zeigen die Horner zu viel Charakter, denn über eine Stunde in Unterzahl zu agieren, dann die Kraft und den Charakter zu besitzen, um zu gewinnen, zeugt von Größe. Das ist eine tolle Mannschaftsleistung. Schmiech hat die Erkenntnis: Er hat elf Häuptlinge auf dem Platz, keine Indianer. Für die FSV Pivitsheide ist dieses Spiel mehr als bitter gelaufen. Im Torabschluss fehlt oft die letzte Präzision, klafft eine bedenkliche Lücke zwischen Aufwand und Ertrag. Tore: 0:1 Cihat Keles (65. Min.) 0:2 Hugo Witt (per Eigentor; 67. Min.) 0:3 Cihat Keles (90. + 1 Min.) 2.Mannschaft 0:1 Sonntag ,8.3.2020 13.00 Uhr
Sportplatz PivitsheideOrlinghauser Str.9732758 Detmold
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